Der Kongo ist reich - und arm zugleich. Das nach dem Sudan und Algerien drittgrösste Land Afrikas verfügt über reichhaltige Bodenschätze, dessen enorme Begehrlichkeiten - politisch wie wirtschaftlich motiviert - auch bei weitem viele multinationale Ineressengruppierungen und Konsortien der "ersten Welt" auf den Plan ruft.
Anzeichen für eine nunmehr ungleich forcierte Ausbeutung der kongolesischen Ressourcen sieht man auch in den jüngsten Berichten bestätigt, so z.B. auch um die Fertigstellung der Projektierung der "
Kongo-Bahn-Trasse" - unter Federführung der deutschen Firma
Thormählen Schweisstechnik GmbH - sowie des Beginns dieses grössten Eisenbahnbauvorhabens in Afrika seit mehr als einem Jahrhundert. Und so wird auch nicht weiter verwunderlich sein, dass die EU qua zeitgleich auch Militärberater (EUSEC D.R. Kongo) im Büro des Verteidigungsministers sowie im Generalstab einquartieren liess, um u.a. auch solche Grossprojekte möglichst ungestört von "Behinderungen durch oppositionelle Gruppen" gewährleisten zu können.
Das "neue Europa" hat ein ganz besonderes Interesse an der Ausbeutung der reichhaltigen kongolesischen
Bodenschätze. Die enormen Vorkommen - Gold, Silber, Diamanten, Erdöl, Kupfer, Kobalt über Uran und
Coltan - stellen eine der zukünftigen Stützen der europ. Wirtschaftspolitik dar, welche nun auch im benachbarten Sudan mit einem ungeheuren Tempo vorangetrieben wird. Die neu zu erreichtende Magistrale wird beide "Wirtschaftsknoten" miteinander verbinden und im kenianischen Mombasa den Abtransport von Gütern in Richtung Europa sowie die Anlandung von Logistik und Rüstungsgütern zur "breiten Befriedung" dieser für die von der EU als wirtschaftlich wichtig erachteten Region möglich machen.
Erste Anzeichen für das unverkennbare Interesse der franz. und dt. Regierungen sind die Pläne zur Durchführung von
militärischen Einsätzen im Kongo sowie die realisierte Entsendung von Militärberatern für das
Kabila-Regime. Ausserdem bildet die Europäische Union zur Zeit zusätzlich
kongolesische Polizeitruppen aus (EUPOL Kinshasa), die zum Zeitpunkt der Feierlichkeiten des 45. Unabhängigkeitstages möglicherweise auch bei den Demonstrationen und deren blutigen Niederschlagung in der Hauptstadt Kinshasa eingesetzt worden sein könnten. Dieser Vorgang ist allerdings noch zu überprüfen...
Nach Angaben von
SouthScan (London) sind während der Ausseinandersetzungen wohl mindestens
30 Menschen von den Polizeieinheiten Kabilas getötet sowie Hunderte Demonstranten arrestiert worden. Das 'UN Integrated Regional Information Network' selbst sprach hingegen nur von
7 Toten...
Der Kongo ist arm. Und reich zugleich. Arm, weil die Menschen nicht am vorhandenen Reichtum partizipieren dürfen. Und reich, weil die Schönheit des Kongo noch nicht in massiv erodierte Landstriche verwandelt worden und der Urwald somit auch dort noch nicht verloren ist...
-
Stellt sich für mich allerdings sehr schnell die Frage:
Ist dies das "bewährte Konzept hegemonialer Grösse", wie es Amerika bereits seit Jahrzehnten in der Welt vorlebt? Und es somit auch entsprechend unglaubwürdig erscheinen lässt, wenn hierbei gleichzeitig in einem Atemzug von Demokratie gesprochen wird? - Die Europäer sollten sich ganz genau überlegen, wo sie wirklich in der Welt stehen wollen: Zwischen allen Stühlen sitzt es sich äusserst unbequem...
gruss
guan
[einige Quellen]
Tobias Pflüger (MdEP): Unabhängige Untersuchung ob EU-ausgebildete Polizeitruppen an Tötungen im Kongo beteiligt - Sofortiger Abzug der EU-Militärberater
"Mit Gewalt sind Armee und Polizei gestern in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa gegen Demonstranten vorgegangen, die einem Aufruf von Oppositionsparteien zu friedlichen Protesten gegen die Verschiebung der Wahlen gefolgt waren. Nach Augenzeugenberichten sollen mehre Menschen getötet worden sein. Zudem wurde der Ausnahmezustand verhängt."
-
http://tobiaspflueger.twoday.net/stories/808524/
Seven Killed in Demonstrations, Hundreds Arrested (UN Integrated Regional Information Networks)
"The protests are against a delay in national elections which were to have been held before Thursday. Last week the parliament of the transitional government extended the election timetable by at least six months."
-
http://allafrica.com/stories/200506300762.html
Civilians Killed As Army Factions Clash (Human Rights Watch)
"In towns around the country, security forces have responded to demonstrations with unnecessary force, killing at least four protestors. Opposition parties claim that 24 demonstrators have been killed."
-
http://allafrica.com/stories/200507010840.html (
http://allafrica.com/congo_kinshasa/ )
Protests aimed at overturning Congo rule, said Kabila (Reuters)
"Kabila told Belgian daily Le Soir in an interview the protests were part of a plot to destabilise the country and create confusion and disorder... ...Kabila said investments will only reach Congo if it is secure and politically stable."
-
http://today.reuters.com/News/CrisesArticle.aspx?storyId=112063954853
Suchergebnisse von 'german-foreign-policy.com' zum Kongo:
-
http://www.german-foreign-policy.com/de/archive/search.php?q=kongo&x=0&y=0